Auszug aus der Ansprache zur Übergabe des Verbindungsheimes am 31.07.1964
Die Idee, in Höxter ein Studenten- und Freizeitheim durch und für die Herminia zu errichten, geht zurück auf das Jahr 1954. Damals, anlässlich der Feier des 90-jährigen Bestehens der Ingenieurschule wurde von einigen Alten Herren des Bundes der Gedanke geboren, als Mittelpunkt des Corporationslebens ein Studentenheim zu errichten. Obwohl sofort aus den Reihen der Mitglieder Spenden und Hilfen angeboten wurden, reichten insgesamt die Möglichkeiten der Herminia infolge einer zu geringen Mitgliederzahl damals nicht aus, um sicherzustellen, dass der Heimbau ohne Schwierigkeiten durchgeführt werden konnte. Schweren Herzens wurden die Pläne wieder aufgegeben. Die Aktivitas fand bald darauf eine Heimstatt im Hotel "Weserberghof", wo sie ihre Zusammenkünfte abhalten konnte.
Aber immer wieder zeigte es sich, dass die Arbeit in der Corporation und die Pflege der menschlichen Kontakte zwischen den Mitgliedern mehr Gelegenheiten bedurfte, als sie in den - meist aus Raummangel - wenigen Veranstaltungen während eines Semesters gegeben waren.
So wurde im Sommer 1962 anläßlich eines Stiftungsfestes in Höxter die Frage erneut erörtert, ob und in welchem Umfang der Herminia in Höxter ein eigenes Heim geschaffen werden konnte. Als Objekt stand diesmal nicht ein Neubau, sondern der Ausbau eines früheren Stallgebäudes in dem Anwesen "Im Petrifeld 5" zur Debatte.
Nach eingehender Prüfung der Möglichkeiten, dort ein Studenten- und Verbindungsheim einzurichten, beschloss ein Alt-Herren-Convent im Januar 1963 den Bau und im Mai 1963 konnte ein langfristiger Mietvertrag abgeschlossen werden.
Die Arbeiten zum Ausbau des Heimes begannen im Juni 1963. Eine umfangreiche Spendenaktion setzte ein und die an der Ingenieurschule studierenden Mitglieder - die Aktivitas - opferten ihre Freizeit, um bei den Bauarbeiten mit Hand anzulegen.
Ende Januar 1964 konnten die Rohbauarbeiten beendet werden, die das Innere des früheren Stallgebäudes völlig umgestaltet hatten. Im Februar begannen die Arbeiten des inneren Ausbaus, der Einbau einer Zentralheizungsanlage usw.
Insgesamt umfasste der 1. Bauabschnitt den Ausbau von rund 150 m² Fläche im Erdgeschoss des Hauses. So wurde ein Versammlungsraum von 70 m² Größe geschaffen, dazu ein Conventraum von 20 m². Neben einem Wohnschlafraum für einen Studierenden entstanden eine Teeküche und Toilettenanlagen.
Die Kosten für den Ausbau und die Einrichtung des Heimes wurden mit rund 40.000 DM ermittelt. Sie wurden aufgebracht durch freiwillige Spenden der rund 120 Mitglieder, d. h. von Absolventen der Ingenieurschule und die Arbeitsunterstützung durch die Aktivitas.
Das Innere des Heimes ist schlicht und zweckmäßig gestaltet. Besonderer Wert wurde auf die Verwendung von Materialien gelegt, die ein Minimum an Pflege bedürfen.
Viele Möglichkeiten bietet nun dieses Heim für die Weiterbildung der Mitglieder der Herminia und für die Freizeitgestaltung der Studierenden:
So können die Vortragsabende, die der Bund seit zwei Jahren regelmäßig veranstaltet, in dem großen Versammlungsraum durchgeführt werden. Dort können auch Musikabende und Tanztees abgehalten werden und sicher werden sich noch viele Dinge ergeben, für die diese Räumlichkeiten hervorragend geeignet sind. In Verbindung mit der Fachbibliothek des Bundes können sich einzelne Studierende zu Arbeitszirkeln zusammenfinden und so im Heim ihre Studien vertiefen.
Eine besondere Bedeutung erhält das Heim der Herminia aber dadurch, dass mit ihm ein Punkt geschaffen wurde, an dem die früheren Mitglieder der Aktivitas - die Absolventen (Alte Herren) - sofort und zu jeder Zeit wieder Kontakt bekommen zu den aktiven Mitgliedern und damit auch zu ihrer Studienstadt. So schlägt das Heim Brücken in alle Richtungen und ist Sammelpunkt für all die Herminen, die in Höxter ihre Ausbildung genossen haben. Damit bleibt Höxter auch nach der Studienzeit für alle Mitglieder des Bundes eine zweite Heimat.
Die Schaffung eines Studenten- und Freizeitheimes durch die Herminia zeigt auf, wie eine moderne Corporation ihr Leben gestalten kann. Mag es manchmal den Augenschein haben, dass die studentischen Verbindungen nur in der Vergangenheit wurzeln, im Zeitalter der Elektronenrechenmaschinen und Weltraumflüge muss eine Verbindung ihren Blick in die Zukunft richten. Die menschlichen Kontakte, die Freundschaften die in Höxter und in der Herminia geschlossen wurden und noch werden, sie sollen viele Jahre und Jahrzehnte dauern. Das Herminenheim ist darum für Höxter und seine Ingenieurschule ein weiterer Schritt auf dem seit Jahren gegangenen Weg.
Es bleibt nun zu hoffen, dass dem Heim eine glückliche Zukunft beschieden ist und ein gutes Einvernehmen zu den Nachbarn und den Bürgern Höxters geschaffen werden kann, damit die selbstlosen Spenden der Alten Herren der Herminia nicht vergebens gewesen sind.